Kindertagesstätte Rüsselchen

Wurzen: Ein Campus auf dem Dorf

Die Schwerpunkte der Wurzener Investitionen sind seit einigen Jahren klar definiert: Die Ringelnatzstadt setzt auf Zukunft und macht sich daher vorrangig für ihren Nachwuchs stark.

Außengelände der Kindertagesstätte „Rüsselchen“ (OT Kühren)

Klares Bekenntnis für Familien

Mit insgesamt sieben Kindertagesstätten, vier Grundschulen, einer Mittelschule, Gymnasium und Beruflichem Schulzentrum im Ort, ist die Stadt sehr gut aufgestellt. Derzeit bieten zwei Kitas verlängerte Öffnungszeiten bis 19 Uhr an, um den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich hier weitere Einrichtungen flexibel entwickeln und den Bedürfnissen der Familien anpassen. Denn auch in Sachen Arbeitsmarkt hat die Ringelnatzstadt die Nase vorn und seit Jahren die geringste Arbeitslosenquote im Amtsbezirk.

Das Ziel, eine Stadt für Generationen sein zu wollen, in der es sich für Familien gut leben lässt, ist daher ein sehr realistisches. Doch Wurzen ruht sich auf den Gegebenheiten nicht aus. Das, was vorhanden ist, muss auch vorzeigbar und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst sein. Ein Blick in den städtischen Haushalt offenbart, dass die Stadtväter genau diese Vorhaben konsequent umsetzen. In seiner Neujahrsansprache konnte Oberbürgermeister Jörg Röglin das Fazit feststellen, dass die umfänglichsten Sanierungen in allen Einrichtungen mittlerweile vollzogen sind und die Kitas und Schulen baulich und hinsichtlich der Ausstattung modernsten Erfordernissen entsprechen. Dafür hätten Verwaltung, Städträte und bauausführende Firmen in den vergangenen Jahren an einem Strang gezogen.

Ein Dorf mit Bildungszentrum

Eine der größten Herausforderungen indes stemmte die Stadt im vergangenen Jahr. Im Ortsteil Kühren entstand eine nigelnagelneue Kindereinrichtung. Mit diesem Neubau hat Kühren nun seinen Campus, denn Grundschule, Hort, Sporthalle und Sportplatz sind gleich nebenan. Alle Verantwortlichen arbeiten eng verzahnt, so dass hier keineswegs nur aus baulicher Sicht Campus-Atmosphäre besteht.

Unbeschwerlich war der Weg bis zur Grundsteinlegung für das Haus keineswegs. Seit 2008 stand das Thema auf der Tagesordnung. Die Situation in der bisherigen Einrichtung war alles andere als zukunftsfähig. Hier gab es Sanierungsstau und vor allem die Auflagen des Brandschutzes ließen die Frage: „Wann wird sich hier etwas ändern?“ lange unbeantwortet. Wenige Meter Luftlinie entfernt brannte das zweite Kührener Problem. Grundschule und Hort teilten sich Räume.

Auch das war weder gewollt noch auf lange Sicht lebbar. Wer jetzt behauptet, die Kührener hätten geduldig auf ihre Chance gewartet, malt die Erinnerungen etwas rosarot. Jedoch beschränkten sich die Aktivitäten keineswegs nur auf‘s „Meckern“ und „Den Schuldigen suchen“. Vielmehr gab es ein engagiertes Zusammenwirken mit der Stadt, die ihrerseits an den entscheidenden Stellen immer wieder deutlich machte: Wir setzen auch auf unsere Ortsteile und wollen eine Lösung genau dort!

Und dann ging alles ziemlich schnell. Fast war es, als wären in den Jahren des Wartens die Kräfte gesammelt worden und kamen nun in geballtem Maß zum Einsatz.

Mammutprojekt in Rekordzeit gestemmt

Denn in nur zehn Monaten Bauzeit wuchs die neue Kita „Rüsselchen“, für die Wurzen insgesamt Fördermittel in Höhe von 1.555.000 Euro aus Töpfen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des sächsischen Staatsministeriums für Kultus und des Landkreises Leipzig akquirieren konnte.

Fast ebenso viel – nämlich 1.070.000 Euro steuerte die Stadt selbst zu den Gesamtbaukosten von 2.625.000 Euro bei. „Ein Mammut-Projekt“ - waren sich alle Beteiligten bei der Eröffnung einig. Für die Stadt selbst war es die erste selbst geplante Baumaßnahme nach rund 20 Jahren. Doch alle, die hier im Boot saßen, zeigten, dass sie das können. „Vor allem“, so der Oberbürgermeister „war es von Anfang an das Haus der Kinder und der Erzieher“. Sie waren aktiv eingebunden in die Planung, sie redeten bei der Raumaufteilung, Einrichtung und bei der Gestaltung der Außenanlagen mit. Entstanden ist ein funktionelles, ansprechendes Gebäude. Freundliche Farben zaubern jedem, der das Haus betritt ein Lächeln ins Gesicht. 24 Krippenkinder sowie 48 Kindergartenkinder können hier betreut werden. Platz ist auch für 80 Hortkinder. Zudem gehört Kühren zu den Einrichtungen, die verlängerte Öffnungszeiten anbieten. Bis 19 Uhr können derzeit die Kinder betreut werden und Eltern nutzen das, um beruflich aktiv sein zu können.

„Viel Geld hat das gekostet. Viel Kraft aller Beteiligten ebenso. Das ist richtig und dafür nochmals mein herzlichster Dank“, sagte Jörg Röglin. Doch alles, was hier investiert wurde, sei gut investiert – für Kinder und Familien und ebenso für die Lebensqualität in den Ortsteilen. Das unterstreiche einmal mehr, wo Wurzen seine Schwerpunkte setze.

Dieser Artikel erschien im Landkreis Leipzig Journal, Ausgabe 01-2015.